Wie Digitalisierung im Automotive Aftermarket funktioniert

Wenn es um die Digitalisierung geht, gleicht es eher einem Rennen Stoßstange an Stoßstange. Wirklich innovativ war bislang kein Hersteller. Oder etwa doch? Wer mit nützlichen Apps und Services um die Pole Position fährt.

Während der österreichische Neuwagenmarkt laut dem internationalen Beratungsunternehmen EY im bisherigen Jahresverlauf um 36 Prozent unter dem Vorjahresmarkt liegt, scheint der Einbruch im Automotive Aftermarket nicht ganz so dramatisch zu sein. Immerhin stiegen die Zulassungszahlen für Gebrauchtfahrzeuge im Vergleich zum Juni um 5,3 Prozent. Das bedeutet auch wieder Umsatz für Autohändler und freie Werkstätten. Aber ist dem tatsächlich so? Von Jänner bis Juli 2020 wurden um 6,2 Prozent weniger Fahrzeuge zugelassen als im Vergleichszeitraum 2019. 

 

© Reed Exhibitions 
Bei den Marken der Gebrauchtfahrzeuge hatte von Jänner bis Juli 2020 der VW-Konzern ganz klar die Nase vorne.

Den größten Zuwachs nach Kraftstoffarten konnten im Juli Dieselfahrzeuge verzeichnen. Wie das möglich ist, wo doch alle von Elektroautos sprechen? Nun, die attraktive Förderung für Elektrofahrzeuge gibt es nur für Neuzulassungen. 

 

© Reed Exhibitions 
Alternative Antriebe machen lediglich 2% der Pkw-Gebrauchtzulassungen aus. 


Große Unsicherheit bei Prognosen

Bei der Voestalpine in Linz wirft man Anfang September den dritten Hochofen wieder an. Der Stahlkonzern gilt unter anderem als Indikator für die Automobilindustrie. Die Krise ist aber noch lange nicht vorbei, auch nicht für die Automobilbranche. Gerhard Schwartz, Leiter des Bereichs Industrial Products bei EY Österreich sagt: „Alle Prognosen sind derzeit mit großer Unsicherheit behaftet. Entscheidend wird – neben der Virusausbreitung und der konjunkturellen Lage – sein, ob es in weiteren Ländern staatliche Unterstützungen für Neuwagenkäufer geben wird.“ 

 

© EY Österreich
Die Krise sei noch lange nicht vorbei, so Schwartz.

 

Umsatzverlust bei freien Werkstätten

Aber was bedeutet das für den Aftersales-Bereich? Klar ist jedenfalls: steigen die Neuwagenverkäufe, sinken die Umsätze der freien Werkstätten. Denn das Service wird meist bei der Vertragswerkstätte gemacht. Wie können Werkstätten dem entgegenwirken? Mit gutem Service ist es heute nicht mehr getan. Die Welt wird immer digitaler. Genügt dann noch ein Online-Kalender um den nächsten Service-Termin zu buchen?

Nützliche Apps und Services

Auch der Automotive Aftermarket muss digitaler werden. Aber wie? Unternehmen wie Schaeffler bieten bereits einen Online-Produktkatalog an. Aber auch einen Authentizitätscheck. Wozu man das braucht? Damit Mechaniker hochwertige Originalersatzteile von billigen Imitaten und Plagiaten einfach unterscheiden können. Das verschafft dem Kunden Sicherheit im Straßenverkehr. Was der Markt noch so bietet: 

 

© Schaeffler, Continental
Werkstattleistungen rasch und unkompliziert online buchen ist über das Buchungsportal TruckOn möglich.

 

  • Grenzenlose Werkstätten: Über das Buchungsportal TruckOn von Continental können Flottenmanager und Speditionsbetreiber Werkstattleistungen schnell und zuverlässig online buchen. Und das rund um die Uhr und über die Grenzen hinweg.
  • Scan to shop: Seit Jahren erfreuen sich Apps großer Beliebtheit. Einen schnellen Bestellprozess verspricht auch die Berner App mit inkludierter Scan-Funktion. So geht digitaler Service.
  • In 60 Sekunden bestellt: In nur 60 Minuten abholbereit – das verspricht die Würth App mit Click & Collect. Auch diese App verfügt über einen Barcodescanner, der das Suchen der Produkte im Shop noch effizienter macht.
  • Ein heißer Ofen: Wussten Sie, dass Birner zur Initiative Werkstattofen.at maßgeblich beiträgt? Wer kann das Fahrzeug reparieren, wo ist die nächste geöffnete Werkstatt und führt sie die benötigten Arbeiten durch? Die Antworten auf diese Fragen will das Portal Werkstattofen.at liefern und damit die Ausfallzeiten systemrelevanter Fahrzeuge minimieren. Die Plattform ist bereits online und verbindet Menschen mit Reparaturanfragen rasch mit der passenden Werkstätte.
  • Das coole Tool: Eine digitale Vernetzungslösung bietet Bosch Connected Repair. Ein cooles Tool, denn alle Testergebnisse und Fotos der Diagnose werden elektronisch dokumentiert und auf den lokal installierten Server zurückgesendet und gespeichert. Mitarbeiter können über die vernetzten Geräte nahtlos und gleichzeitig den Serviceplan live einsehen und den Status jeder Aufgabe unmittelbar abfragen.
  • Kabelbaum, wo bist du: Aus dem Hause Bosch stammt auch eine Augmented Reality-Lösung. Kabelbäume oder Schaltpläne waren im Fahrzeug bislang schlecht einsehbar. Beim Betrachten des Fahrzeugs durch die Kamera Ihres Tablets, erhalten Sie Zugriff auf zusätzliche visuelle Informationen. 
  • Einfache Fehlerdiagnose: Bereits bei der AutoZum 2019 präsentierte ZF bereits Openmatics – eine Telematikplattform, die unter anderem Arbeitsprozesse in Werkstätten optimiert, neue Standards bei der Fehlerdiagnose setzt oder auch gemischte Flotten effizient steuert.
  • Digitaler Schraubendreher: Ebenfalls von ZF wurde der „digitale Schraubendreher“ entwickelt – ZF Smart Service. Die Handhabung dieser App ist denkbar einfach. Der Werkstattmitarbeiter muss lediglich die Smart Service App öffnen, das Smart Service-Gerät über die OBD-Schnittstelle des Fahrzeugs anschließen, und schon kann er eine umfassende Diagnose des jeweiligen Fahrzeugs vornehmen.
  • Clever schweißen: Mit der App WeldConnect von Fronius lassen sich die richtigen Schweißparameter berechnen. Schritt für Schritt werden Informationen wie Schweißprozess, Grundmaterial, Nahtform und Schutzgas abgefragt.

 

© ZF
Die Kommunikation zwischen dem Smart Service Gerät und der App von ZF erfolgt unkompliziert über Bluetooth.

Die automobile Zukunft ist smart. Sie kennen weitere intelligente Apps und Services für die Werkstätte von morgen? Erzählen Sie uns davon.