Starker Innovationsgeist und neue Fahrwasser für Nutzfahrzeuge

Aus der Interviewserie: Automotive Aftermarket der Zukunft

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RX: Herr Dittrich, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und mit uns dieses Interview führen. Für alle jene, die Sie vielleicht noch nicht kennen, dürfen wir um eine kurze Vorstellung bitten?

Gerne, gemeinsam mit meinem Team aus erfahrenen Fachzeitschriften-Machern bringe ich seit drei Jahren die offiziellen Organe des österreichischen Güter- und Personenbeförderungsgewerbes heraus. Mit „Der Österreichische Transporteur“ erreichen wir monatlich – also 12x im Jahr und das ist selten geworden in der Fachzeitschriften-Branche – alle Transportunternehmen Österreichs.

Ich selbst bin seit fast 30 Jahren journalistisch in dieser Branche tätig. 

RX: Eine lange Zeit, in der sich vieles verändert hat …

In der Tat! Technisch hat die Branche in dieser Phase einen gehörigen Wandel vollzogen. Das österreichische Güterbeförderungsgewerbe hat starken Innovationsgeist in der Erneuerung ihrer Lkw-Flotte bewiesen. Nach dreißig Jahren Abgasgesetzgebung kommen heute keine nennenswerten Feinstaubemissionen mehr aus dem Auspuff – die Zeiten, in denen man einen schweren Lkw als „Stinker“ bezeichnen konnte, sind vorbei. Das wird nur leider in der breiten Öffentlichkeit – auch in den Massenmedien – so nicht wahrgenommen. Daran gilt es weiterzuarbeiten. 

RX: Sie sind ein ausgewiesener Experte, wenn es um Nutzfahrzeuge und Logistik geht. Welche Trends treiben derzeit die Branche um, welche Veränderungen dürfen wir in den kommenden Jahren erwarten?

Drei klare Trends prägen die Branche: Die Digitalisierung ist bereits in vollem Gange, die Automatisierung im Verkehr selbst sehe ich noch weit entfernt. Und aktuell – mit dem endlich vollzogenen Start der ENIN-Förderung – nehmen alternative Antriebe hierzulande auch im schweren Nutzfahrzeug-Bereich Fahrt auf. Hier scheint der erste Fördercall deutlich überzeichnet zu sein, das Interesse ist also durchaus vorhanden, sich als Branche hier in neue – und durchaus herausfordernde – Fahrwasser zu begeben, Stichwort Ladeinfrastruktur. 

RX: Lässt sich sagen, welche alternative Antriebsform sich durchsetzen wird, oder braucht es hier ein differenzierteres Bild?

Wie immer beim Nutzfahrzeug, braucht es auch hier ein differenziertes Bild (lacht). Vieles deutet aber darauf hin, dass sich im Fernverkehr auf lange Sicht – und immer die entsprechende Versorgung vorausgesetzt – der Wasserstoff-Antrieb besser eignet als der batterie-elektrische. Im Nahverkehr wird im ersten Schritt definitiv der Batterieantrieb maßgeblich sein. Auch LNG (also verflüssigtes Gas) oder E-Fuels sollte man in Erwägung ziehen, schließlich geht es darum, umgehend CO2 einzusparen. 

RX: Welche Rolle spielen, oder können Nutzfahrzeuge auch im Bereich des automotive Aftermarktes in Zukunft spielen?

Nutzfahrzeuge werden immer eine bedeutende Rolle spielen, schließlich sind sie – allen Unkenrufen zum Trotz – aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken. Auch im automotiven Aftermarket, jedoch werden sich beim E-Antrieb Prioritäten verschieben. Der Wartungsaufwand wird sich deutlich verringern. Vor allem Nutzfahrzeugbetreiber, die über eigene Werkstätten verfügen, sollten sich frühzeitig mit den Chancen und Herausforderungen der alternativen Antriebsformen auseinandersetzen! 

RX: Sie werden auf der AutoZum 2023 nicht nur persönlich vor Ort sein, sondern haben im Rahmen der Sonderschau zum Thema Nutzfahrzeuge auch zahlreiche Vorträge zum Thema auf die Beine gestellt. Was dürfen sich unsere Besucher erwarten? 

„Der Österreichische Transporteur“ hat zum Sommerbeginn einen bunten Strauß an Fachinfos im Gepäck: Hintergründe zur ENIN-Förderung werden AutoZum-Besucher im Rahmen unserer Vortragsreihe genauso aus erster Hand bekommen, wie die Neuerungen den Digitalen Tachographen (ab 1. August!) betreffend. Branchenanwalt Dr. Schärmer wird sich der oft gestellten Frage „Muss ich auf die Freigabe des Versicherers bei der Lkw-Reparatur warten?“ widmen. Auch die Lkw-Kontroll-Praxis wird Thema sein. Und natürlich der E-Antrieb für Lkw: Worauf gilt es insbesondere bei der Ladeinfrastruktur zu achten? In einer Gesprächsrunde werden heimische Nutzfahrzeug-Betreiber ihre ersten Erfahrungen mit alternativen Antrieben preisgeben.

Schließlich werden wir gemeinsam mit Experten einen Blick in die Werkstatt der Zukunft werfen. 

RX: Vielen Dank für das Gespräch. Noch eine Frage zum Abschluss, war erwarten Sie von der AutoZum und worauf freuen Sie sich besonders? 

Gespannt bin ich darauf, wie die Branche den neuen Termin annehmen wird. Und natürlich freue ich mich auf die Kontakte, die sich im Rahmen dieser traditionsreichen Veranstaltung neu knüpfen und vertiefen lassen. 

 

Im Interview: Marco Dittrich, Chefredakteur, Herausgeber Der Österreichische Transporteur