Automobilbranche: 2020 stärkster Einbruch seit 33 Jahren

Es war das schlechteste Jahr für die Automobilwirtschaft seit 33 Jahren. Die Pkw-Neuzulassungen gingen 2020 um ein Viertel zurück. Wer dennoch dazugewonnen hat.

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2021 wird ein schwieriges Jahr für die Automobilwirtschaft.  

Die Automobilwirtschaft hat ein düsteres Jahr hinter sich. In einer virtuellen Pressekonferenz am Montag wurden die Zahlen von der österreichischen Automobilwirtschaft – Automobilimporteure und Fahrzeughandel – gemeinsam mit der Statistik Austria vorgestellt. 

Minus 24,5 Prozent bei Pkw-Neuzulassungen

„Die Covid-19-Pandemie beeinflusst auch die Kfz-Industrie maßgeblich. Die Pkw-Neuzulassungen sind 2020 um ein Viertel zurückgegangen“, so Peter Laimer, verantwortlich für die Kfz-Statistik bei Statistik Austria. Ausschlaggebend waren nach Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, die Schließung der Verkaufsräume, Zulassungsstellen und Engpässe bei Lieferketten während der Lockdowns. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 überschritt der vorläufige Kfz-Bestand in Österreich erstmals die 7-Millionen-Marke (rund 7,1 Mio.). Das sind 1,5 Prozent mehr Kfz als 2019. Auf die anteilsmäßig wichtigste Fahrzeugart Pkw (71,7 Prozent) entfielen rund 5,1 Mio. Fahrzeuge, ein Plus von 1,0 Prozent.

Dramatische Situation für Autobranche

Politische Rahmenbedingungen würden der Automobilwirtschaft das Leben erschweren. „2020 hatten wir drei Steuererhöhungen – die Erhöhung der NoVa am 1. Jänner, die Erhöhung der Sachbezugsregelung am 1. April und die Erhöhung der motorbezogenen Versicherungssteuer am 1. November. All das hat zu einem Markteinbruch geführt. Es gibt keinen Grund zur Freude, es ist eine dramatische Situation für die Autobranche“, zeigt sich Kerle besorgt. Für 2021 rechnet er mit rund 270.000 Neuzulassungen, die E-Mobilität wird stark steigen. Aber auch Verbrennungsmotoren würden immer sauberer und effizienter.

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Zweiräder haben Lkw bei Neuzulassungen überholt, bei Pkw kam es zu einem drastischen Einbruch. 

NoVa war eine Luxussteuer

Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer Österreich, kritisiert die NoVA-Erhöhung bzw. Einführung für leichte Nutzfahrzeuge ab 1. Juli 2021: „Generell sind Steuererhöhungen wie diese Gift für den Markt, bringen aber auch der Umwelt nichts, weil alte – und damit schadstoffreichere – Fahrzeuge einfach länger auf der Straße bleiben. Eine NoVA für Kleintransporter ist nur eine Zusatzbelastung für die Wirtschaft“, betont Edelsbrunner abschließend und verweist darauf, dass die NoVA seinerzeit als Ersatz der „Luxussteuer“ eingeführt wurde. 

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Während benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge bei den Neuzulassungen deutlich verloren haben, legten alternative Antriebe kräftig zu.  

Elektrofahrzeuge bei Firmen beliebt

Nach wie vor sind es vor allem juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften, welche Elektro-Pkws neu zulassen (13.040 Fahrzeuge, Anteil an allen Elektro-Pkw-Neuzulassungen: 81,6 Prozent). Die meisten Elektro-Pkw wurden in Wien und Niederösterreich neu zugelassen (Anteil jeweils rund 18,5 Prozent) gefolgt von Oberösterreich mit 17,6 Prozent und der Steiermark mit 13 Prozent. 

Norwegen ist Musterschüler

Im EU-Länder-Vergleich der Neuzulassungen bei Elektro-Pkw rangiert Norwegen auf Platz 1. Die Frage nach manipulative Zählungen wird dabei laut. „Norwegen ist kein abschreckendes Beispiel, es ist für die Elektromobilität sicher ein Vorzeigeland“, so Kerle. Innovative Förderbedingungen und massive staatliche Unterstützung haben die Einführung der E-Mobilität in Norwegen begünstigt. Im Umfeld wurden viele Vorteile für die Elektromobilität geschaffen. Die Grundsatzfrage sei zu stellen, ob „die Elektromobilität ein wichtiger Teil für die Ökologisierung des Verkehrs ist?“, so Kerle weiter. 

Geländefahrzeuge/SUV vor Kompaktklasse und Kleinwagen

78.403 Geländefahrzeuge bzw. SUV sind auf Österreichs Straßen unterwegs. Sie zählen damit zum beliebtesten Pkw-Segment 2020. Ihr Anteil beträgt rund 31,5 Prozent, gefolgt von der Kompaktklasse mit einem Anteil von 25,5 Prozent und dem Kleinwagen mit einem Anteil von 19,5 Prozent. Zuwächse gegenüber 2019 wurden lediglich bei Sportwagen (+57,3 Prozent) beobachtet. 

Starke Zuwächse bei Wohnmobilen

Von allen Fahrzeugarten hatten im Jahr 2020 Wohnmobile die größten Zuwächse. Wenngleich von einem geringen Anteil ausgehend (0,8 Prozent an allen Kfz-Neuzulassungen), legten die Neuzulassungen von Wohnmobilen um 74,2 Prozent zu. Eine Analyse der monatlichen Entwicklung zeigt, dass insbesondere ab Mai 2020 die Neuzulassungen von Wohnmobilen deutlich zugenommen haben (Mai +9,0 Prozent, Juni +72,9 Prozent, Juli +119,3 Prozent, August +83,6 Prozent, September +639,6 Prozent, Oktober +563,4 Prozent, November +518,8 Prozent, Dezember +285,7 Prozent). Zurückzuführen ist das unter anderem auf die Auswirkungen der Covid-Pandemie und die Reisebeschränkungen. 

 

Quelle: Statistik Austria

Text von Jasmin Ladinig, Teamlead Content Management